Er erzählte mir, dass er unser Zentrum nach langer Internetrecherche entdeckt hatte. Es dauerte eine Weile, bis er sich entschloss, die weite Reise nach Chiasso auf sich zu nehmen – die Entfernung zu seiner Heimat ist schließlich nicht unerheblich.
Seine tiefe Verbundenheit mit seiner Heimat war sofort spürbar. Als ich ihm von meinem letzten Urlaub in Sizilien berichtete, entstand eine entspannte Atmosphäre, die einen angenehmen Einstieg in die Behandlung ermöglichte.
Ich entschied mich bewusst dagegen, direkt über seine Beschwerden zu sprechen – auch deshalb, weil er auf meine Frage: "Erzähl mal, was hat dich zu dieser Behandlung gebracht? Welche Beschwerden belasten dich am meisten?" lediglich sagte: "Ich habe überall Schmerzen – von Kopf bis Fuß".
Diese Antwort ließ mich vermuten, dass möglicherweise ein depressiver Zustand vorlag – ausgelöst durch die Chronifizierung des Schmerzes. Mir war sofort klar, wie wichtig es war, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Also versuchte ich, seine Gedanken vom Schmerz abzulenken und einen positiven, vertrauensvollen Rahmen zu schaffen.
Nach der Behandlung erklärte ich ihm den möglichen Verlauf der Selbstregulationsphase und ging auf die möglichen Reaktionen des Körpers ein. Ich betonte, wie wichtig die zweite Sitzung ist, um den therapeutischen Prozess abzuschließen.
Klienten mit emotionaler Verletzlichkeit neigen dazu, sich schnell entmutigen zu lassen. Wenn sich keine sofortige Besserung einstellt, besteht die Gefahr, dass sie die zweite Sitzung absagen. Deshalb bin ich bei solchen Fällen besonders bemüht, ihnen die Bedeutung der vollständigen Behandlung zu vermitteln.
Ein emotionaler Tiefpunkt kann den Prozess der Selbstregulation und Regeneration erheblich verlangsamen und erschweren – Entmutigung ist dann ein ständiger Begleiter.
Zweite Sitzung
Wie erwartet erschien er nicht zum zweiten Termin. Also griff ich zum Telefon und rief ihn an. Es gelang mir, ihn zu einem neuen Termin zu überreden – zwei Wochen später kam er schließlich zurück in die Praxis.
Seine Symptome hatten sich deutlich verbessert, und auch seine Stimmung wirkte stabiler und ausgeglichener.
Ich führte eine weitere Massage durch, um neu entstandene Muskelverspannungen zu lösen, die sich aufgrund der veränderten Körperhaltung gebildet hatten. Ich ermutigte ihn, wieder Vertrauen in seinen Körper zu fassen, ohne Angst vor Schmerzen bei jeder Bewegung oder Sorge vor einem erneuten Migräneanfall, wie es früher der Fall war.
Rückblickend zählt dieser Fall für mich zu den eindrücklichsten Beispielen dafür, wie stark der mentale und emotionale Zustand die körperliche Gesundheit beeinflussen kann.