HWS-Instabilität: Was ist zu tun, wenn ein Halswirbelgelenk instabil ist?
Die HWS-Instabilität ist ein Zustand, der dadurch gekennzeichnet ist, dass die Halswirbel nicht mehr in der Lage sind, ihre korrekte Ausrichtung beizubehalten, insbesondere unter Belastung bei Nackenbewegungen. Diese Instabilität kann zu einer übermäßigen Verlagerung der Wirbel führen, die Schmerzen und Beschwerden verursacht und in schweren Fällen die Funktion der Nerven oder des Rückenmarks beeinträchtigen kann.
Eine Instabilität der Halswirbelsäule, insbesondere zwischen Kopf/ Hinterhauptsbein (Okziput) und Atlas (1. Halswirbel) bzw. zwischen Atlas und Axis (2. Halswirbel) kann das Ergebnis verschiedener Ursachen sein: Diese sogenannten atlanto-okzipitalen oder atlanto-axialen Instabilitäten können durch physische Traumata wie Schleudertraumata oder Sportverletzungen, altersbedingte degenerative Prozesse, rheumatische Erkrankungen, chirurgische Eingriffe am Hals oder angeborene Erkrankungen, die die Struktur und Funktion der Halswirbelsäule beeinträchtigen, entstehen.
Die Diagnose einer HWS-Instabilität erfordert eine gründliche Untersuchung, die eine körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder Computertomografie umfassen kann. Bei diesen Untersuchungen werden die Ausrichtung der Wirbel, die Unversehrtheit der Bänder und Bandscheiben sowie das Vorhandensein von Anomalien oder Verletzungen beurteilt.
Um eine genaue Diagnose der Halswirbelsäuleninstabilität zu erhalten, ist es von entscheidender Bedeutung, dynamische Bilder aufzunehmen, d.h. mehrere Aufnahmen zu machen, während der Kopf in verschiedenen Winkeln positioniert ist. Diese Vorgehensweise ist unerlässlich, denn statische Bilder sind nicht nur von begrenztem Nutzen, sondern können auch irreführend sein, da sie die tatsächliche Instabilität nicht erkennen lassen. Darüber hinaus ist es wichtig zu erkennen, dass viele Radiologen möglicherweise nicht über die nötige Erfahrung oder spezifische Ausbildung verfügen, um eine Instabilität der Halswirbelsäule angemessen zu erkennen, was die Notwendigkeit einer spezialisierten Behandlung in diesem Bereich unterstreicht.
Instabilität nach Schleudertrauma
Nach einem Schleudertrauma, das zu einer Dehnung der Gelenkkapsel und/oder der Bänder führte, kann das Gelenk eine übermäßige Laxität aufweisen, d.h. die beteiligten Wirbel können sich mehr als normal zueinander oder der Atlas zum Hinterhaupt bewegen, wodurch das Gelenk bei Bewegungen instabil wird. Dies führt zu einer abnormalen variablen Kompression der angrenzenden Strukturen. Langfristig anhaltende Fehlstellungen der Halswirbelsäule können auch zu einer Anpassung und Dehnung der Bänder und Gelenkkapseln führen.
Im folgenden Video sehen Sie bei Minute 2:10, wie sich der Dornfortsatz des C2 bei seitlicher Beugung des Kopfes abnormal dreht, während der Atlas dazu neigt, seitlich zu gleiten. Dies weist auf eine erhebliche Instabilität des Gelenks hin.
Die Instabilität der Gelenke ist durch statische Bilder schwer zu erkennen. Mit anderen Worten, ein einziges „Bild“ reicht nicht aus. Vielmehr ist ein „Video“ erforderlich, das während der Bewegung der Halswirbelsäule aufgenommen wird. Als Ausweichlösung können mehrere statische Bilder in verschiedenen Positionen des Gelenks aufgenommen werden. Bei der im Video gezeigten Untersuchung kommt ein Röntgengerät zum Einsatz, das als Fluoroskopie oder Digital Motion X-ray bezeichnet wird und die Beobachtung von sich bewegenden Strukturen ermöglicht.
Die Heimtücke der Hyperlaxität des Gelenkgewebes
Es ist allgemein bekannt, dass die Stärkung der Muskeln zu einer erhöhten Gelenkstabilität beiträgt. Wenn jedoch die für die Aufrechterhaltung der Gelenkintegrität verantwortlichen Gewebe wie Bänder und Kapseln keinen ausreichenden Halt bieten, kann das Training die betroffenen Gelenke unangemessen belasten und den Zustand weiter verschlimmern. Daher ist es im Zweifelsfall entscheidend, vor Beginn der Übungen gründlich zu untersuchen, ob instabile Gelenke aufgrund von gerissenen oder zu lockeren Bändern vorliegen.
Leider sind viele Radiologen nicht ausreichend geschult, um eine Instabilität der Halswirbelsäule genau zu erkennen, denn dies erfordert die Analyse von dynamischen Bildern oder alternativ mehrere statische Bilder, die mit dem Kopf in verschiedenen Positionen aufgenommen wurden, entweder durch Röntgen oder MRT. Wie bereits erwähnt, lässt sich eine Gelenkinstabilität oft nicht anhand einzelner, statischer Bilder erkennen. Stützt sich jemand ausschließlich auf ein Bild, das in einer einzigen Kopfposition aufgenommen wurde, um eine HWS-Instabilität zu diagnostizieren oder, schlimmer noch, sie auszuschließen, muss man sich darüber im Klaren sein, dass man es mit einem Mangel an Kompetenz zu tun hat.
Prolotherapie bei Gelenkinstabilität
Der Begriff „Prolotherapie“ leitet sich von „Proliferationstherapie“ ab, die in den 1950er Jahren von Dr. George Hackett, einem amerikanischen orthopädischen Chirurgen, geprägt wurde.
Bei der Prolotherapie wird eine reizende Lösung, wie z. B. Dextrose, direkt in den verletzten Bereich injiziert, um den natürlichen Selbstheilungsprozess des Gewebes anzuregen.
Dextrose löst eine lokale Entzündungsreaktion aus, die eine Selbstreparaturreaktion mit der Bildung neuen Bindegewebes an der Injektionsstelle einleitet. Dieser Prozess trägt zur Verstärkung des geschädigten Gewebes bei, stellt die Gelenkstabilität wieder her und erhöht die Zugfestigkeit der stabilisierenden Gelenkstrukturen wie Bänder, Sehnen und Gelenkkapseln.
Die Prolotherapie gilt als wirksame, im Allgemeinen sichere und nebenwirkungsfreie Methode, die in vielen Fällen eine Operation vermeiden kann. Wenn Sie unter einer allgemeinen Bändererschlaffung leiden, die nicht auf einen Unfall zurückzuführen ist, kann die Prolotherapie weniger wirksam sein, da der Körper nur wenig Kollagen produziert und durch die Auslösung einer Gewebeentzündung die Produktion von neuem elastischem Gewebe eingeschränkt sein könnte.
Kollagen ist ein wesentlicher Bestandteil für die Festigkeit und Elastizität des Bindegewebes. Seine ausreichende Produktion ist entscheidend für die Reparatur und Stärkung der Bänder. Um die Kollagenproduktion zu steigern, ist eine angemessene Nährstoffzufuhr von entscheidender Bedeutung. Bei diesem Prozess spielt Vitamin C eine Schlüsselrolle. Vitamin C ist nicht nur ein starkes Antioxidans, sondern auch für die Kollagensynthese unerlässlich. Aus diesem Grund kann es für diejenigen, die sich einer Prolotherapie unterziehen oder die Gesundheit ihres Bindegewebes verbessern wollen, hilfreich sein, sich über die Vorteile von Vitamin C zu informieren und dadurch zu erfahren, wie man seine Aufnahme durch die Ernährung oder durch Nahrungsergänzungsmittel steigern kann.
Obwohl die Prolotherapie im Vergleich zu anderen medizinischen Eingriffen wie Operationen oder Medikamenten nur wenig bekannt ist, hat sie aufgrund ihrer Wirksamkeit bei der Behandlung bestimmter Erkrankungen des Bewegungsapparats, insbesondere im Zusammenhang mit Bänderdehnungen, an Aufmerksamkeit gewonnen. Aufgrund ihrer Einfachheit und ihrer relativ geringen Kosten ist sie in der Reihe der traditionell geförderten Behandlungsmöglichkeiten, die oft mit größeren finanziellen Gewinnen für den Gesundheitssektor verbunden sind, möglicherweise weniger sichtbar.
Der Einsatz von Ultraschall bei der Prolotherapie bietet einen erheblichen Vorteil, da er die genaue Lokalisierung des Behandlungsbereichs ermöglicht. Diese nicht-invasive Bildgebungsmethode hilft dabei, die genaue Stelle für die Injektion der Lösung zu bestimmen. Dies erhöht die Wirksamkeit der Behandlung und verringert gleichzeitig die mit ungenauen Injektionen verbundenen Risiken. Bei der Durchführung der Prolotherapie an bestimmten Wirbeln wie dem Atlas und dem Axis ist Präzision angesichts der Komplexität und Empfindlichkeit des Halswirbelbereichs von entscheidender Bedeutung.
Nachfolgend finden Sie ein Video über die Durchführung der Prolotherapie am C1:
PICL: Perkutane Implantation von Bändern
Das PICL-Verfahren (Percutaneous Implantation of Cervical Ligaments - Perkutane Implantation zervikaler Bänder) ist eine fortschrittliche, minimalinvasive chirurgische Technik, die sich auf die Reparatur beschädigter Bänder im Halsbereich konzentriert, insbesondere derjenigen, die das Gelenk zwischen Hinterhauptbein (C0), Atlas (C1) und Axis (C2) stabilisieren. Dieses Verfahren zeichnet sich durch seinen transoralen Ansatz aus. Dieser ermöglicht den direkten Zugang und die Behandlung der verletzten Bänder, ohne dass externe Fixateure erforderlich sind, die die Beweglichkeit des Kopfes erheblich einschränken können.
Die PICL-Technik bietet mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Methoden zur Stabilisierung der Halswirbelsäule, bei denen häufig sperrige externe Vorrichtungen verwendet werden, die zu einer langen Erholungszeit führen können und den Bewegungsumfang des Halses einschränken. Bei der PICL-Technik ist die Genesung in der Regel schneller und weniger schmerzhaft, und das Ziel ist, die Beweglichkeit des Halsgelenks zu erhalten oder sogar zu verbessern.
Da es sich bei dem PICL-Verfahren um einen minimalinvasiven Eingriff handelt, ist das Risiko von Infektionen und anderen postoperativen Komplikationen, die bei invasiveren Operationen auftreten, geringer. Es ist jedoch wichtig, dass dieses Verfahren von Chirurgen durchgeführt wird, die Erfahrung mit minimalinvasiven Techniken und der Behandlung von Halswirbelsäulenpathologien haben. Die Halswirbelsäulenregion ist komplex und erfordert äußerste chirurgische Präzision, um Schäden an Nerven oder anderen lebenswichtigen Strukturen zu vermeiden.
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Autor: Alfredo Lerro